Vom 24. bis 26. Oktober 2025 war Hashomer Hatzair DE eingeladen, auf der Archivtagung auf Burg Ludwigstein ein Grußwort zu sprechen. Für unsere jüdisch-zionistisch-sozialistische Jugendbewegung, die nach über siebzig Jahren Abwesenheit in Deutschland wiedergegründet wurde, war diese Einladung ein bedeutender Moment des Austauschs und des Sichtbarwerdens.
Ein historischer und politischer Kontext
In unserem Grußwort betonten wir, dass wir nicht aus einer distanzierten wissenschaftlichen Perspektive sprechen, sondern als Teil einer lebendigen Bewegung, deren Geschichte tief mit der Geschichte jüdischer Jugend in Deutschland verwoben ist. Ein längeres Zitat fasst diese Perspektive zusammen:
„Wir bringen warme Grüße von Hashomer Hatzair Germany, einer wiedergegründeten jüdisch-zionistisch-sozialistischen Jugendbewegung. Wir sind nicht hier als Forschende oder externe Beobachter*innen, sondern als Teil dieser lebendigen Geschichte – einer Bewegung, die über siebzig Jahre lang nicht in Deutschland existierte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Shoah gab es eine bewusste und zutiefst symbolische Entscheidung, Hashomer Hatzair nicht im Land der Täter*innen zu erneuern.
Dass die Bewegung heute wieder aktiv ist, wurde erst vor etwa dreizehn Jahren möglich, als eine neue Welle von Israelis – darunter ehemalige Mitglieder von Hashomer Hatzair Israel – nach Deutschland kam und den Bedarf spürte, den Geist der Bewegung hier neu zu entfachen: nicht als Fortsetzung der Vergangenheit, sondern als Neubeginn, der Geschichte anerkennt und zugleich in die Zukunft blickt.
Unsere Wiedergründung wurde durch die Partnerschaft mit SJD – Die Falken gestärkt, mit denen wir lange gemeinsame Werte wie Frieden, Gleichheit und Solidarität teilen.
Gleichzeitig stehen wir heute vor Herausforderungen: Beide Bewegungen wurden dieses Jahr aus der International Falcon Movement ausgeschlossen – die einzigen zwei jüdisch-zionistisch-israelischen Jugendbewegungen. Dieser Ausschluss trifft uns zu einer Zeit, in der Hashomer-Hatzair-Mitglieder in Israel schweres Leid erfahren haben: Kibbutzim wurden angegriffen, Menschen ermordet und entführt. Bitte vergesst die verbleibenden Geiseln nicht.“
Unser Bildungsprojekt: Hashomer Hatzair in Deutschland der 1930er Jahre
Ein zentraler Teil unseres Beitrags war die Vorstellung unseres historischen Bildungsprojekts zur Geschichte von Hashomer Hatzair in Deutschland in den 1930er Jahren. Die Bewegung existierte nur wenige Jahre – von 1931 bis zur Zerschlagung durch den Nationalsozialismus –, aber diese kurze Zeit war geprägt von Mut, Kreativität und tief verwurzeltem Idealismus.
Für uns ist die Auseinandersetzung mit dieser Geschichte nicht bloß Erinnerung, sondern eine Orientierung für die Gegenwart. Sie zeigt uns, was es bedeutet, heute jüdisch, zionistisch und sozialistisch in Deutschland zu sein – und Verantwortung für diese Mehrfachidentitäten zu übernehmen.
Bildung und Dialog als Auftrag
In unserem Grußwort hoben wir hervor, dass Bildungsarbeit, politische Reflektion und Räume des Dialogs gerade heute unverzichtbar sind. Wir knüpfen damit bewusst an die Arbeit jener Generation der 1930er Jahre an.
„Wir setzen ihr Erbe fort durch Bildung, durch gemeinschaftliche Arbeit und durch Begegnungen zwischen jungen Menschen aus unterschiedlichen Hintergründen. Wir sprechen über Frieden, Gleichheit und Verantwortung – sowohl als Juden und Jüdinnen in Deutschland als auch als Teil einer globalen Jugendbewegung.“
Gerade in Zeiten gesellschaftlicher Polarisierung braucht es Jugendbewegungen, die zuhören, Brücken bauen und Komplexität aushalten können.
Ausblick
Zum Abschluss luden wir die Teilnehmenden der Archivtagung ein, sich weiter mit unserer Arbeit, unserer Forschung und unserer Geschichte auseinanderzusetzen. Besonders freuen wir uns über Menschen, die Interesse haben, unsere historische Bildungsarbeit zu unterstützen – damit die Geschichte von Hashomer Hatzair in Deutschland sichtbarer wird.
Beendet wurde unser Grußwort mit dem traditionellen Ruf:
Chazak Veematz – Sei stark und mutig.
Erstellt am 19/11/2025 von admin
Bericht: Hashomer Hatzair DE auf der Archivtagung, 24.–26. Oktober 2025
Vom 24. bis 26. Oktober 2025 war Hashomer Hatzair DE eingeladen, auf der Archivtagung auf Burg Ludwigstein ein Grußwort zu sprechen. Für unsere jüdisch-zionistisch-sozialistische Jugendbewegung, die nach über siebzig Jahren Abwesenheit in Deutschland wiedergegründet wurde, war diese Einladung ein bedeutender Moment des Austauschs und des Sichtbarwerdens.
Ein historischer und politischer Kontext
In unserem Grußwort betonten wir, dass wir nicht aus einer distanzierten wissenschaftlichen Perspektive sprechen, sondern als Teil einer lebendigen Bewegung, deren Geschichte tief mit der Geschichte jüdischer Jugend in Deutschland verwoben ist. Ein längeres Zitat fasst diese Perspektive zusammen:
„Wir bringen warme Grüße von Hashomer Hatzair Germany, einer wiedergegründeten jüdisch-zionistisch-sozialistischen Jugendbewegung. Wir sind nicht hier als Forschende oder externe Beobachter*innen, sondern als Teil dieser lebendigen Geschichte – einer Bewegung, die über siebzig Jahre lang nicht in Deutschland existierte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Shoah gab es eine bewusste und zutiefst symbolische Entscheidung, Hashomer Hatzair nicht im Land der Täter*innen zu erneuern.
Dass die Bewegung heute wieder aktiv ist, wurde erst vor etwa dreizehn Jahren möglich, als eine neue Welle von Israelis – darunter ehemalige Mitglieder von Hashomer Hatzair Israel – nach Deutschland kam und den Bedarf spürte, den Geist der Bewegung hier neu zu entfachen: nicht als Fortsetzung der Vergangenheit, sondern als Neubeginn, der Geschichte anerkennt und zugleich in die Zukunft blickt.
Unsere Wiedergründung wurde durch die Partnerschaft mit SJD – Die Falken gestärkt, mit denen wir lange gemeinsame Werte wie Frieden, Gleichheit und Solidarität teilen.
Gleichzeitig stehen wir heute vor Herausforderungen: Beide Bewegungen wurden dieses Jahr aus der International Falcon Movement ausgeschlossen – die einzigen zwei jüdisch-zionistisch-israelischen Jugendbewegungen. Dieser Ausschluss trifft uns zu einer Zeit, in der Hashomer-Hatzair-Mitglieder in Israel schweres Leid erfahren haben: Kibbutzim wurden angegriffen, Menschen ermordet und entführt. Bitte vergesst die verbleibenden Geiseln nicht.“
Unser Bildungsprojekt: Hashomer Hatzair in Deutschland der 1930er Jahre
Ein zentraler Teil unseres Beitrags war die Vorstellung unseres historischen Bildungsprojekts zur Geschichte von Hashomer Hatzair in Deutschland in den 1930er Jahren. Die Bewegung existierte nur wenige Jahre – von 1931 bis zur Zerschlagung durch den Nationalsozialismus –, aber diese kurze Zeit war geprägt von Mut, Kreativität und tief verwurzeltem Idealismus.
Für uns ist die Auseinandersetzung mit dieser Geschichte nicht bloß Erinnerung, sondern eine Orientierung für die Gegenwart. Sie zeigt uns, was es bedeutet, heute jüdisch, zionistisch und sozialistisch in Deutschland zu sein – und Verantwortung für diese Mehrfachidentitäten zu übernehmen.
Bildung und Dialog als Auftrag
In unserem Grußwort hoben wir hervor, dass Bildungsarbeit, politische Reflektion und Räume des Dialogs gerade heute unverzichtbar sind. Wir knüpfen damit bewusst an die Arbeit jener Generation der 1930er Jahre an.
„Wir setzen ihr Erbe fort durch Bildung, durch gemeinschaftliche Arbeit und durch Begegnungen zwischen jungen Menschen aus unterschiedlichen Hintergründen. Wir sprechen über Frieden, Gleichheit und Verantwortung – sowohl als Juden und Jüdinnen in Deutschland als auch als Teil einer globalen Jugendbewegung.“
Gerade in Zeiten gesellschaftlicher Polarisierung braucht es Jugendbewegungen, die zuhören, Brücken bauen und Komplexität aushalten können.
Ausblick
Zum Abschluss luden wir die Teilnehmenden der Archivtagung ein, sich weiter mit unserer Arbeit, unserer Forschung und unserer Geschichte auseinanderzusetzen. Besonders freuen wir uns über Menschen, die Interesse haben, unsere historische Bildungsarbeit zu unterstützen – damit die Geschichte von Hashomer Hatzair in Deutschland sichtbarer wird.
Beendet wurde unser Grußwort mit dem traditionellen Ruf:
Chazak Veematz – Sei stark und mutig.
Kategorie: news